BKZ Backnang & Kreis 13.03.2012 Ein würdiger Festakt zum 100-jährigen Bestehen Die Neuapostolische Kirche in Backnang feierte – Gefühlvolle und virtuose musikalische Beiträge Zur Neuapostolischen Kirche bekennen sich weltweit über zehn Millionen Christen.
Beim Festakt anlässlich des 100. Geburtstages der hiesigen Gemeinde wurde der Anfänge und der erfolgreichen Entwicklung in Backnang gedacht.
Von Carmen Bedau
BACKNANG. Den Auftakt der Veranstaltung am Sonntagabend bildeten der gemischte Chor mit „Heilig, heilig, heilig“ und der lebendige Kinderchor mit dem Lied „Kommt stimmt doch mit uns ein“. Die Neuapostolische Kirche ist eine sehr musikalische Kirche, das wurde im Verlauf des Abends deutlich. Hochkarätige Beiträge der Chöre, des Gemeindeorchesters und anderer Musiker belegten dies glanzvoll.
Nach der Begrüßung durch den Gemeindevorsteher, Hirte Werner Haist, lud Bischof Rolf Ludwig zum Gebet mit Dank und Fürbitte ein. Wiederum beeindruckte dann der gemischte Chor mit „Jauchzet Gott alle Welt“. Die sich anschließende Bildpräsentation von Jan Späth unternahm einen Ausflug in die 100-jährige Geschichte der Backnanger Gemeinde. Demzufolge zog 1911 die erste neuapostolische Familie, die Familie Hartmann, nach Backnang und hielt Gottesdienste in der Schillerstraße 3 ab. Ende des Jahres 1912 hatte die Gemeinde gerade mal 11 Mitglieder. In der Folge zog man in ein Zimmer in der Eugen-Adolff-Straße und später in der Gerberstraße um, bis sich 1928 ein Kirchenlokal in der Eduard-Breuninger-Straße 19 fand. Dieses wurde 1940 von der Wehrmacht beschlagnahmt, die gewachsene Gemeinde durfte ihre Gottesdienste in dieser Zeit in der methodistischen Kirche abhalten. 1953 erfolgte die Einweihung der neuen Kirche in der Sulzbacher Straße. Das Gebäude wurde 1992/93 umgebaut, erweitert und renoviert. Währenddessen fanden die Gottesdienste im Musiksaal des Max-Born-Gymnasiums statt. Die Backnanger Gemeinde hat heute fast 600 Mitglieder und finanziert sich vollständig aus deren freiwilligen Beiträgen. Beim Festakt berichtete Gemeindeevangelist Jan Späth von gemeinsamen Aktionen und großzügigen Spenden an das Kinderhospiz und das DRK. Im Anschluss kam das Orchester in kleiner Besetzung mit Klassischem zu Gehör. Eine bewegende Klavierlinie, von aufgehenden Streichern begleitet, bot ein erfüllendes Klangerlebnis.
In seinem einfühlsamen Grußwort spielte Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper auf Dantes „Göttliche Komödie“ an und zitierte den amerikanischen Romantiker Nathaniel Hawthorne: „Der christliche Glaube ist eine großartige Kathedrale mit göttlich bebilderten Fenstern. Steht man draußen, sieht man keine himmlische Herrlichkeit, noch kann man sich überhaupt eine vorstellen; steht man in ihr, enthüllt jeder Lichtstrahl eine Harmonie unaussprechlichen Glanzes.“
Gefühlvoll und virtuos gestaltete sich die Darbietung des Jugendchores mit dem Kirchenlied „Meine Zeit steht in deinen Händen“. Dieses wird, wie der katholische Pfarrer Ulrich Kloos als Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen bemerkte, auch bei den Katholiken und Protestanten gesungen. Er ging so auf die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Kirchen ein und lobte die gute ökumenische Annäherung.
Mit der besinnlichen „La Grace“ von Georg Philipp Telemann folgte ein von raumfüllendem Orgelspiel begleitetes feines Trompetensolo. Der Bezirksvorsteher und Bezirksälteste Karl-Heinz Hübner richtete ein Wort des Dankes an die Gemeinde und „zuerst nach oben für Gnade und Segen“. Er erinnerte an die Anfeindungen, denen seine Kirche lange Zeit ausgesetzt war, an Hohn und Spott, die die Pioniere der Bewegung einst ernteten. Die Zeiten, in denen Christen sich gegenseitig bekämpften, seien vorbei. Hübner hob das Besondere der neuapostolischen Identität hervor, das im Glauben an die Wiederkunft Jesu liegt. Ein Bariton-Solo mit Klavierbegleitung unter dem Titel „Danny Boy“ erzählte danach die Geschichte einer Liebe, die über das Zeitliche hinaus geht, wie Bischof Rolf Ludwig abschließend erläuterte. „Groß ist“, Apostel Paulus zufolge, „das Geheimnis des Glaubens“, führte der Bischof aus, und nach Gebet und gemeinsamem Schlussgesang verabschiedeten sich die Feiernden in das Foyer, wo Häppchen und Sekt bereitstanden. Es war ein selbstbewusster und würdiger Festakt einer lange Zeit umstrittenen Kirche.