Vor jedem Gottesdienst für Entschlafene gedenken die neuapostolischen Christen u.a. an Seelen, die unter verschiedensten Umständen diese Erde verlassen mussten.
Als das Bandhaus Theater sich mit Backnanger Bürgern befasste, die bei den Euthanasiemorden der Nationalsozialisten zur Zeit Hitlers ihr Leben lassen mussten, war das Interesse geweckt und ein Theaterbesuch organisiert.
Genau 40 Teilnehmer verfolgten am 13. Februar 2016 das Stück, das einigen der 27 ermordeten Backnanger Bürgerinnen und Bürgern Gesicht und Stimme gibt und ihr Leben durch Musik, Bilder und Texte vorstellt. Fasziniert tauchten die Besucher ein in die Lebensgeschichten, lernten wunderbare und liebenswerte Menschen kennen, erkannten das bittere Unrecht, das man ihnen angetan hatte und nahmen wahr, wie diesen Menschen, die man als „lebensunwertes Leben“ gebrandmarkt hatte, ihre Würde zurückgegeben wurde.
Zugegeben, es war keine leichte Thematik, aber die Art und Weise, wie die ehrenamtlichen Darsteller unter der Leitung von Jasmin Meindl damit umgingen, war extrem einfühlsam und enthielt keinerlei Überzeichnung, wie das z.B. in Filmen oft der Fall ist. Beeindruckend waren auch die Szenen mit dem Klinikpersonal, die nicht als „Bösewichte“ auftraten, obgleich sie doch so entsetzliche Taten vollbrachten oder daran mitwirkten. Einer der Darsteller sprach im anschließenden Gespräch von der „Bestialität des Anstands“, die sich hinter der extrem korrekten Fassade verbarg.
Es war wichtig, dass es im Anschluss an das Theaterstück die Möglichkeit gab, sich über das Stück und seine Thematik zu unterhalten und auszutauschen. Gerne kam das Team vom Bandhaus Theater dabei den Besuchern entgegen. Alles in allem – es war ein wertvoller, inhaltsreicher Abend.
Text: D. Röhrle
Bild 1 und 2: G. Remter