Unter diesem Titel berichtete die Murrhardter Zeitung am 02.11.2016 über ein Konzert in Kirchenkirnberg folgendes: Geistliche Abendmusik in Kirchenkirnberg läutet Reformationsjubiläum ein. Von Petra Neumann
KIRCHENKIRNBERG. Kurz vor dem Auftakt des Reformationsjubiläums erklang in der evangelischen Kirche Kirchenkirnberg wunderschöne geistliche Abendmusik, ergreifend und besinnlich zugleich. Sowohl die Strophen wie auch die Musik handelten von der Schwere des menschlichen Daseins, von existenzieller Bedrohung und tiefster Not, die nur durch Mut, Kraft und innere Stärke überwunden werden können. Doch diese Qualitäten kommen nicht von ungefähr, sondern werden über den Glauben erworben. In seiner Lesung betonte Pfarrer Steffen Kaltenbach, wie unruhig und gefährlich die Zeit war, in der Martin Luther lebte. Diesem war es unbegreiflich, wie Geld eine Seele aus dem Fegefeuer retten kann, denn er empfand ganz tief, dass die Erlösung und Vergebung allein durch Gott und Jesus Christus kommen kann.
Mitgewirkt beim Konzert haben Silvia Scaal (Sopran), Hans Brunner (Bass), Sandra Stock und Alena Kondratova (Violinen), Horst Strohfeld (Bratsche), Felix Brade (Violoncello), Judith-Maria Matti (Orgel) und Mitglieder des Chores der Neuapostolischen Kirche Murrhardt sowie der evangelischen Kirchenchöre Fornsbach und Kirchenkirnberg. Die Leitung hatte Uwe Matti. Die ersten fünf Stücke wurden von Dietrich Buxtehude (1637 bis 1707), die letzten fünf von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847) komponiert.
Um es gleich vorwegzunehmen: Das Konzert war sehr beeindruckend, vor allem stach die gesangliche Leistung von Silvia Scaal hervor.
„Jesu, meine Freude“ ist eine Lobpreisung des geistigen Weges in der Nachfolge Christi, der den Charakter des Gläubigen so stark macht, dass keine Versuchung und kein Feind ihm – also seinem Wesenskern – etwas anhaben kann. Das Miteinander von Chor und Musik wob gleichsam das Schicksalsmuster des menschlichen Daseins.
Die Vertonung des Psalms 98 „Singet dem Herrn“ ist komplex und entspricht dem damaligen Ideal von Erhabenheit – der Herr lässt Gerechtigkeit walten und richtet die Erde neu aus.
„Ein feste Burg ist unser Gott“ und „Erhalt uns Herr bei deinem Wort“ stammen aus der Feder Martin Luthers und beschäftigen sich mit realen Feinden, lebensbedrohlichen Situationen und großen Herausforderungen.
„Meine Seele dürstet nach dir“ war im Programm das erste Stück von Mendelssohn Bartholdy, der es als inneren Prozess angelegt hat. Es ist eine Melodie voll Wehmut und Schönheit. Die Sehnsucht nach der geistigen Heimat ist groß. Aber auch hier werden reale Feinde erwähnt, die anderen nach dem Leben trachten, sich aber mit diesem Tun selbst schaden.
In „Hör mein Bitten“ lässt der Komponist eine ungeheure Verlorenheit und Kümmernis anklingen, gemäß der Verse: „Ich bin allein, wer wird mein Helfer und Tröster sein? Ich irre ohne Pfad in dunkler Nacht.“ Worte, die auch im übertragenen Sinne gedeutet werden können, und zwar so, dass es nicht nur das Subjekt ist, das seine Lebensaufgabe zu verfehlen droht – auch ganze Gesellschaften können unguten Moden frönen. „Doch der Herr leitet die Irrenden recht“; unter anderem als innere Stimme, die nur das Beste will. „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ nimmt diese Thematik wieder auf und lässt sich zeitgemäß als Rat interpretieren, dass man auf sein Innerstes hören und nicht den Einflüsterungen anderer folgen soll.
Gute Gedanken, vorgetragen in einem eindrucksvollen Konzert, das mithilfe des Klangs zu inneren Einkehr und Einsicht aufrief.